
Der am 21. April 1914 im schlesischen Antonienhütte (heute Wirek) geborene Gerard Dziemba war 29 Jahre alt, als die SS ihn nach Kransberg brachte. Mitte 1942 verhaftet, deportierte ihn die SS im Juni 1942 als politischen Häftling zunächst in das Konzentrationslager Auschwitz und von dort Ende Januar 1945 nach Buchenwald. Wie auch schon sein Vater war er gelernter Bautechniker. Ende April 1945 wurde er auf einem Todesmarsch bei Stamsried in der Oberpfalz befreit und kehrte in seine Heimat zurück. Mit seiner Hilfe gelang es Lokalhistorikern Ende der 1980er-Jahre, den genauen Standort des ehemaligen Außenlagers zu rekonstruieren. Er starb 1994.
Aus den Erinnerungen von Gerard Dziemba
Das Lager
„Es war eine Lichtung – eine grüne Wiese – am Waldrand, die mit Stacheldraht umzäunt war. Eine beleuchtete Fläche von ca. 3000 m², auf der ‚Baräckchen‘ (sie erinnerten an Kinderspielhäuser) verteilt waren, ca. 8 bis 10 Stück. So ein Baräckchen maß 3,0 x 6,0 m = 18,0 m² und konnte ca. 8 bis 10 Häftlinge fassen. Die Wände und das Dach wurden aus dicker Pappe gezimmert und mit Holzleisten verstärkt. Es besaß elektrische Beleuchtung und war mit Stroh für die Schlafstätte, einem Stahlblechkübel für plötzliche Notdurft sowie einem Eisenofen mit Beinen zum Heizen ausgestattet. Immer wenn die Glut im Ofen erlosch, bekam man sofort die Kälte zu spüren, daher wurde Nachtwache gehalten, um ständig nachzulegen, wenn man über Heizmaterial verfügte, das zuvor ‚organisiert‘ werden musste. […] Auf dem Lagergebiet befand sich eine Waschvorrichtung unter freiem Himmel: einige gusseiserne Waschbecken, die an einer Holzbalkenkonstruktion hingen. Das benötigte Wasser wurde immer von einigen Häftlingen (STUBENDIENST) mit einem Tankwagen aus dem nahegelegenen Dorf ins Lager gebracht.“
Die Baustelle
„Nach dem Morgenapell wurde das Arbeitskommando TANNENWALD aufgestellt, das aus Häftlingen unterschiedlicher Nationalitäten bestand. Man ging auf einem Weg hinunter zur Baustelle. Das war eine Fläche von ca. 10.000 m², die zwischen einer geteerten Straße und einem Bach (kleinem Fluss) lag. Die Baustelle war mit der Straße mittels einer gepflasterten Auffahrt verbunden. Gleich neben der Auffahrt stand eine überdachte Sägemaschine, mit der Holzklötze zu Brettern und Kanthölzern verarbeitet wurden. Das Sägewerk wurde von vier Häftlingen bedient […]. Auf der Höhe der geteerten Straße erhob sich ein Berg, in dem auf einer Breite von ca. zehn Metern mit Hämmern und Pressluftbohrern ein Tunnel ausgehoben wurde […]. Zwischen Tunneleingang und Bauplatz baute eine Häftlingsgruppe unter der Regie eines Zimmermanns tschechoslowakischer Nationalität […] als Vorarbeiter an einem Steg, um die ausgehobenen Steine und Erde auf Loren (kleinen Güterwagen) der Schmalspurbahn vom Tunnel zur Abladehalde – dem Bauplatz – zu fahren“
Aus: Bericht Gerard Dziembas, 1987. Übersetzung aus dem Polnischen: Ewa Krauß. (Sammlung Bernd Vorlaeufer-Germer)