
Trude Levi wurde am 23. April 1924 als Gertrude Mosonyi in Szombathely, Ungarn, als Tochter einer Österreicherin und eines Ungarn geboren. Im Mai 1944 mit ihrer sozialistischen jüdischen Familie in ein Ghetto gezwungen und im August nach Auschwitz deportiert, brachte die SS sie im September zur Zwangsarbeit in das Buchenwald-Außenlager Hessisch Lichtenau. Bei der Evakuierung des Lagers kam sie nach Leipzig-Schönau, wo sie am 23. April 1945 auf einem Marsch aus dem Lager bei Klingenhain zurückblieb. Nach der Befreiung ging Mosonyi zur Erholung nach Frankreich. 1946 heiratete sie den Musiker Stephan Deak, mit dem sie im April 1948 nach Südafrika übersiedelte. 1949 emigrierte sie mit ihrem sechs Monate alten Sohn nach Israel, 1957 wanderte die Familie nach England aus, wo sie in London als Archivarin, Bibliothekarin und Pädagogin arbeitete. 1970 heiratete sie Franz Levi. Nach ihrer Pensionierung schrieb sie zwei Bücher über ihre Kriegserlebnisse. Trude Levi starb am 5. Dezember 2012 in London.
Aus den Erinnerungen von Trude Levi
Ankunft
„Zwei Tage später kamen wir in einem Lager in Leipzig an, in dem 500 ungarische Frauen untergebracht waren. Sie waren erst wenige Wochen in diesem Lager; sie kamen von irgendwo in der Nähe der Ostsee und trauten ihren Augen kaum, als sie sahen, in welchem Zustand wir waren, denn sie hatten einen außergewöhnlich guten Kommandanten, der sie regelmäßig mit Essen, leichter Arbeit und perfekten hygienischen Bedingungen versorgte. Wir bekamen sehr gutes Essen, duschten und wurden in sehr saubere Baracken geführt, wo wir uns ausruhen durften.“
Luftangriff
„[…] etwa drei Stunden nach unserer Ankunft kam es zu einer Bombardierung mit Tieffliegern: Innerhalb von zehn Minuten stand das Lager in Flammen.
Wir hatten keine Schutzräume, nur unsere Bewacher durften die Schützengräben benutzen, die sich auf dem Gelände befanden. Wir lagen auf dem Boden, ich hielt die Hand meiner besten Freundin, und plötzlich fiel etwas herunter, und im selben Augenblick wurde der Kopf meiner Freundin in zwei Teile gespalten. Die Baracke stand in Flammen und die Bombardierung dauerte noch an: Ich hob die Leiche meiner besten Freundin auf und rannte mit ihr zur Krankenstation, obwohl ich wusste, dass sie tot war. Alle rannten aus den Baracken. Schließlich hörte die Bombardierung auf. Die meisten von uns trugen nur ein Hemd, da wir uns zum Zeitpunkt der Bombardierung ausruhten. […]
Als das Feuer endlich erloschen war, gingen einige Leute zu der ausgebrannten Stelle zurück, wo die Baracke gestanden hatte. Zu meinem Erstaunen rief plötzlich jemand meinen Namen und reichte mir, unter der Asche hervorgeholt, meine Bücher! Es schien, als wäre das ein Symbol: dieses kleine Stückchen Menschlichkeit und Kultur war gerettet; einige Lumpen wurden auch gefunden und etwa eine Stunde später mussten wir durch das bombardierte Leipzig zu einem anderen Lager außerhalb der Stadt marschieren.“
Aus: Erinnerungsbericht von Gertrude Deak/Trude Levi, 1958. Wiener Holocaust Library Collections. (Übersetzung aus dem Englischen)