Felix Lufen

(1912-1993)

Felix Lufen, 1946
Felix Lufen, 1946 ©Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa

Felix Lufen wurde am 3. Mai 1912 in Gladbeck (Nordrhein-Westfalen) geboren. Der Kraftfahrer lebte in Düsseldorf, als er im September 1937 aufgrund seiner Zugehörigkeit zur Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas verhaftet und zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Anstatt ihn zu entlassen, brachten die Nationalsozialisten ihn im Mai 1939 nach Wewelsburg, einem Außenlager des KZ Sachsenhausen. Über Buchenwald kam er Mitte Juli 1943 nach Suhl, wo er in der Häftlingsküche arbeitete. Er durchlief weitere Lager, bevor ihn bei Flensburg am Ende des Krieges englische Truppen befreiten. Nach seiner Rückkehr nach Düsseldorf heiratete er eine Angehörige der Zeugen Jehovas und arbeitete trotz der gesundheitlichen Folgen der Haft als Kraftfahrer. Im Zuge eines Ermittlungsverfahrens zum Außenlager Suhl wurde er im März 1969 als Zeuge vernommen. Er starb am 15. April 1993 in Düsseldorf.





„Wir hatten für das Gustloffwerk in Suhl Baracken zu errichten, die der Aufnahme der späteren Fremdarbeiter dienen sollten."

Aus den Erinnerungen von Felix Lufen

Das Lager
„Im KL. Buchenwald war ich bis zu dem in dem Sachverhaltsverzeichnis genannten Zeitpunkt (14.7.1943) wo das Nebenlager Suhl errichtet wurde. Dieses Nebenlager in Suhl war eher ein Arbeitskommando, dem 80 Häftlinge angehörten. Wir hatten für das Gustloffwerk in Suhl Baracken zu errichten, die der Aufnahme der späteren Fremdarbeiter dienen sollten. Wir selbst arbeiteten nicht im Werk, sondern lediglich auf dem Werksgelände. Soviel ich weiß, wurden in dem Heinrichswerk Waffen hergestellt. Untergebracht waren wir ebenfalls in einer Baracke, die auf dem Werksgelände erstellt worden war. Diese Baracke war so eingerichtet, dass nach vorne die Räume für die SS-Mannschaft lagen und nach hinten hinaus die Räume für die Häftlinge. Die Räume für die Häftlinge fassten etwa 30 Personen, nach meiner Erinnerung waren es drei Räume. Unser Arbeitseinsatz gestaltete sich derart, dass wir in Gruppen unterschiedlicher Stärke Bauarbeiten ausführten. […] Die Verpflegung war der Kriegslage entsprechend gut, wir wurden von den Heinrichswerken beköstigt.“

Die SS
„Bewacht wurden wir dabei von der SS. Es handelte sich um ca. 10 SS-Männer, die von Buchenwald mitgeschickt worden waren. Geführt wurde das Nebenlager von einem SS-Oberscharführer, der aus Schlesien stammte und dessen Namen ich mich nicht mehr erinnern konnte. Erst als mit heute bei der Vorbesprechung der Name Sieghardt genannt wurde, konnte ich mich erinnern, dass er so geheißen hat. An die Namen der SS-Leute, die uns bewachten, erinnere ich mich nicht mehr. Sie hatten wohl sämtlich deutsche Namen, waren aber – soweit ich herausbekommen konnte – Volksdeutsche. Angaben, die zur Ermittlung von Sieghardt und der anderen SS-Leute führen könnten, kann ich nicht machen. Im Lager selbst sind wir von der Wachmannschaft gut behandelt worden; Häftlingsmisshandlungen kamen in Suhl nicht vor.“

Erschießung eines Häftlings
„An einem Montagmorgen – wir waren erst einige Tage in Suhl – morgens gegen 5.00 Uhr hörten wir plötzlich zwei Schüsse. Beim Heraustreten aus der Baracke sahen wir, dass ein Pole, der zu uns gehörte, erschossen worden war. Es hieß, dass er dabei ertappt worden sei, wie er unter dem Draht hindurchkriechen wollte. Wer die tötlichen [sic] Schuss abgegeben hatte, kann ich nicht sagen. Ich erinnere mich, dass der SS-Posten wegen des Vorkommnisses sehr aufgeregt war, und dass wir sofort an die Arbeit mussten. Mit dem erschossenen Polen hatte ich vorher keinen Kontakt, so dass ich auch nicht angeben kann, um wen es sich hierbei handelte. Der Pole hatte einem Arbeitskommando angehört, dem nur Polen und Russen zugeteilt waren. Was aus der Leiche später geworden ist, kann ich nicht sagen, ich nehme an, dass man die Leiche in das Krematorium nach Buchenwald geschafft hat. Zeugen dieser Erschießung waren auch die anderen Häftlinge.“

Mithäftling
„Mir ist noch der Name eines ehemaligen Mithäftlings bekannt, der mit mir in Suhl war. Er hieß Gustav Neff und war aus Kamen in Westfalen. Auch er war Zeuge Jehovas, seine nähere Adresse weiß ich jedoch nicht. Wie ich bereits sagte, waren die meisten der Häftlinge in Suhl Polen und Russen. Deutsche waren nur etwa 5 oder 6: der Schneider, der Friseur, der Lagerältester, Neff und ich. Neff hatte die SS-Küche unter sich, d. h. er unterstand einem SS-Mann, der die SS-Küche führte.“

Aus: Zeugenvernehmung von Felix Lufen durch das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen am 21. März 1969, Bundesarchiv Ludwigsburg, Ordner „B162/9513“, Bl. 20 ff.