Unter Außenlagern verstehen wir Orte, an denen die SS Häftlinge für die Zwecke der Zwangsarbeit über einen kürzeren oder längeren Zeitraum außerhalb des Hauptlagers auf dem Ettersberg bei Weimar, zeitgenössisch als Stammlager bezeichnet, unterbrachte.
Auf der Webseite werden 141 Außenlager des KZ Buchenwald vorgestellt. Diese Zahl entspricht dem aktuellen Forschungsstand. Orte, an denen Häftlinge arbeiten mussten, bei denen bisher aber keine Unterbringung vor Ort belegt ist, wurden nicht berücksichtigt.

Improvisation als Kennzeichen
Kein Außenlager glich dem nächsten. Sie unterschieden sich in Größe, Belegung und Existenzdauer, hinsichtlich ihrer Lage, der Unterbringung, der Wachmannschaft, der inneren Struktur und in Bezug auf die Lebensbedingungen und die Zwangsarbeit. Es gab Außenlager mit weniger als zehn Häftlingen und manche mit mehreren Tausend. Einige bestanden nur einige Wochen, andere über Monate und Jahre.
Das Charakteristikum vieler Außenlager war die Improvisation. Mitunter waren es Werkhallen, Gaststätten, Schulgebäude, unterirdische Stollen oder Erdbunker, in welche die SS die Häftlinge pferchte. Die meisten Außenlager befanden sich in oder am Rande von Städten oder kleinen Ortschaften und somit mitten in der deutschen Gesellschaft.
Die Buchenwalder Lagerverwaltung führte die meisten Außenlager unter Tarnnamen, wie etwa „Hans“ für das Außenlager in Hadmersleben, „Dora“ für jenes in Nordhausen oder „S 3“ für den Lagerkomplex bei Ohrdruf.

Das Buchenwalder Außenlagersystem
Bis 1942 richtete die SS nur vereinzelt Außenlager ein. In der Regel kehrten auswärtige Arbeitskommandos abends nach der Arbeit zurück in das Hauptlager. Nur für SS-eigene Zwecke, wie Bauarbeiten oder Dienstleistungen an SS-Standorten, wurden Ausnahmen gemacht. Die ersten Außenlager entstanden 1939 im Nahbereich des Hauptlagers in Berlstedt und Tonndorf, weitere folgten 1940/41, nun erstmals auch in größerer Entfernung. Die meisten dieser frühen Lager existierten nur kurz und umfassten weniger als einhundert Häftlinge.
Die Aufstellung von SS-Baubrigaden im Herbst 1942 markierte den Übergang zur Errichtung größerer Außenlager. Das Lager der SS-Baubrigade III in Köln-Deutz wurde zum Ausgangspunkt für weitere Außenlagergründungen in den vom Luftkrieg stark betroffenen Städten des Rheinlands und Ruhrgebiets.
Die meisten Außenlager entstanden ab 1943 für die deutsche Rüstungsindustrie. Die SS richtete die Zwangsarbeit der Häftlinge nun ganz auf die Erfordernisse der Kriegswirtschaft aus. Zahllose Unternehmen und Baustäbe forderten Häftlinge von der SS an. Ende 1943 existierte bereits rund ein Dutzend Außenlager. Im Jahr darauf folgte eine Welle von Außenlagergründungen. Allein in der zweiten Jahreshälfte 1944 entstanden über 70 neue Außenlager. Mitte August 1944 befand sich die Mehrheit aller Buchenwaldhäftlinge in Außenlagern.
Im September 1944 übernahm das KZ Buchenwald die Verwaltung über eine Reihe von Außenlagern des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück. Hiermit zählten nun erstmals Frauen in großer Zahl zu den Häftlingen des KZ Buchenwald. Bis zum Frühjahr 1945 stieg die Zahl der Frauenaußenlager auf 27. In ihnen mussten mehr als 28.000 Frauen und Mädchen für deutsche Rüstungsfirmen arbeiten.
Ende Oktober 1944 gliederte die SS zudem das Außenlager Dora bei Nordhausen mit weiteren Lagern im Südharz aus der Verwaltung des KZ Buchenwald aus und machte sie zum selbstständigen KZ Mittelbau. Trotz dieser Ausgliederung wuchs die Zahl der Außenlager weiter. Die größte Ausdehnung erreichte das Buchenwalder Außenlagersystem im Februar/März 1945, als gleichzeitig 89 Männer- und Frauenaußenlager existierten. Insgesamt erstreckten sich die Außenlager des KZ Buchenwald von Rhein und Ruhr im Westen bis zur Elbe im Osten über neun heutige Bundesländer. Zeitweise reichten sie sogar bis Frankreich, Belgien und Polen. Es war ein Lagerkosmos, den die SS einzig für die Zwecke der Zwangsarbeit errichtet hatte.
