Hans Böhle

(1907-1979)

Hans Böhle, ohne Datum
Hans Böhle, ohne Datum ©Gedenkstätte Buchenwald

Hans Böhle wurde am 16. August 1907 in Niedervellmar bei Kassel geboren. Er stammte aus einer Arbeiterfamilie und absolvierte eine Ausbildung zum Schmied. 1926 trat er in die KPD ein, in der er verschiedene Funktionen übernahm. Wiederholt verhaftet, verurteilte ihn das Oberlandesgericht Kassel 1935 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zweieinhalb Jahren Gefängnis. Die Gestapo wies ihn nach der Strafverbüßung im April 1938 in das KZ Buchenwald ein, wo er verschiedenen Arbeitskommandos zugeteilt wurde. Seit November 1940 war er zeitweise im Außenlager in Goslar. Die Befreiung erlebte er am 11. April 1945 in Buchenwald. Später lebte Hans Böhle in Erfurt, wo er 1979 starb.





„Der SS-Posten kam allein zurück und sagte: der Häftling habe die Flucht ergriffen, worauf er ihn erschossen habe.“

Aus den Erinnerungen von Hans Böhle

Von Buchenwald nach Goslar
„Im Herbst 1940 wurde durch den Hauptscharführer Hans Blank [Anm.: Johann Blank] ein Arbeitskommando für den Fliegerhorst in Goslar zusammengestellt. Blank suchte sich die Häftlinge für dieses Kommando selbst aus. Auch ich als Lagerfrisör war unter den Ausgewählten. So kam ich auch nach Goslar und war dort als Frisör und Sanitäter tätig. Kommandoführer war dort der SS-Hauptscharführer Blank, der allen Häftlingen im Lager als brutaler und rücksichtsloser Henker bekannt war. Er war derjenige, der alle Mordbefehle des Lagerkommandanten Koch ausführte.“

Der Mord an Walter Krämer und Karl Peix
„Eines Tages wurden auch die Genossen Walter Krämer und Karl Peix durch Hans Blank nach dem Außenlager Goslar gebracht. […] Genosse Walter Krämer wurde am Tag nach seiner Ankunft dem Kiesgrubenkommando zugeteilt. Dieses Kommando bestand aus fünf Häftlingen. Walter war der sechste. Vom Lager zur Arbeitsstelle mussten sie etwa eine Stunde laufen. Nach Ankunft auf der Arbeitsstelle holte der Kalfaktor jeden Tag zwei Kannen Wasser von einer in der Nähe gelegenen Zapfstelle. Während dieser Zeit konnten die anderen eine kurze Pause machen. Als sie am vierten Tag ausrückten (es war ein grauer, nebliger Tag) durfte der Kalfaktor nicht zum Wasserholen. Der SS-Posten bestimmte Walter Krämer dazu, weil er angeblich noch eine so gute und saubere Kleidung und Stiefel hatte. Die zurückgebliebenen Häftlinge mussten in die Baubude. Zwanzig bis fünfundzwanzig Meter von der Baubude entfernt knallte es plötzlich. Es fielen zwei Gewehrschüsse. […] Der SS-Posten kam allein zurück und sagte: der Häftling habe die Flucht ergriffen, worauf er ihn erschossen habe.“

Aus: Interview mit Hans Böhle vom 12. Oktober 1972. (Gedenkstätte Buchenwald)