Unna

26. Juli 1943 – 2. März 1944

Das Lager

Am südlichen Stadtrand von Unna, in der Iserlohner Straße, wurde 1934 eine SS-Führerschule errichtet und in den folgenden Jahren zu einer allgemeinen Kaserne der Waffen-SS ausgebaut. Sie lag in unmittelbarer Nachbarschaft zum Südfriedhof. 1943 beherbergte die Kaserne die „5. SS-Korps Nachrichten-Abteilung, Unna“. Für Bauarbeiten auf dem Kasernengelände brachte die SS im Juli 1943 Häftlinge aus dem KZ Buchenwald nach Unna. Den Auftrag erteilte die „Bauleitung der Waffen-SS und der Polizei“. Mindestens bis Dezember 1943 waren die Häftlinge in einer zur Unterkunft umfunktionierten Garage untergebracht, deren Boden und Wände aus Beton bestanden. Ihre genaue Lage auf dem Kasernengelände ist nicht bekannt.

Die Häftlinge

Am 26. Juli 1943 erreichten 50 Häftlinge aus Buchenwald Unna. Die Mehrheit von ihnen waren politische Häftlinge aus Polen. Hinzu kamen je ein Häftling aus der Sowjetunion und aus Kroatien sowie vier als „Asoziale“ verfolgte deutsche und österreichische Männer. Letztere setzte die SS vermutlich als Funktionshäftlinge ein. Die Belegung des Lagers lag konstant bei 50 Häftlingen. Wiederholt wurden einzelne Häftlinge zurück in das Hauptlager geschickt und durch andere polnische, sowjetische oder deutsche Häftlinge ersetzt. Während seiner sechsmonatigen Existenz mussten somit insgesamt etwas mehr als 70 KZ-Häftlinge im Alter von 16 bis 45 Jahren in der Kaserne an der Iserlohner Straße Zwangsarbeit leisten.

Zwangsarbeit

Die Häftlinge waren für Bauarbeiten auf dem Kasernengelände eingesetzt. Details hierzu liegen nicht vor. Berichten zufolge verrichteten Häftlinge zudem Bauarbeiten in der Stadt, etwa beim Ausbau eines Luftschutzkellers. Etwa ein Drittel der in Unna tätigen Männer galt als Facharbeiter. Sie hatten Berufe aus dem Bau- und/oder Handwerkswesen. Alle übrigen zählten als Hilfsarbeiter. Ab Oktober 1943 bis zur Auflösung des Lagers Anfang März 1944 wurde durchgängig auch an den Sonntagen gearbeitet. Einzig an den Weihnachtstagen und an Neujahr gab es keinen Arbeitseinsatz.

Krankheit und Tod

Über die Krankenversorgung vor Ort liegen nur wenige Informationen vor. Vermutlich erfolgte sie über die Kaserne der Waffen-SS. Für die Betreuung der Kranken setzte die Buchenwalder SS nacheinander zwei deutsche Häftlinge ein, die zuvor im Häftlingskrankenbau in Buchenwald als Pfleger gearbeitet hatten. Einige der Rücküberstellungen in das Hauptlager scheinen medizinische Gründe gehabt zu haben. Todesfälle in Unna sind keine belegt.

Häftlingspersonalkarte für Waldemar Reiners, 1938.
Häftlingspersonalkarte für Waldemar Reiners, 1938. Der deutsche politische Häftling war seit Oktober 1938 im KZ Buchenwald inhaftiert. In Unna wurde er zeitweise als Krankenpfleger eingesetzt. ©Arolsen Archives

Bewachung

Zur Bewachung der Häftlinge wurden sechs SS-Männer und zusätzlich ein Kommandoführer abgestellt. Mehr Informationen zu ihnen liegen bisher nicht vor.

Räumung

Am 2. März 1944 wurde das Außenlager Unna aufgelöst. Per Bahn brachte die SS die verbliebenen Häftlinge zurück in das Hauptlager Buchenwald.

Spuren und Gedenken

Nach Kriegsende diente das Kasernengelände eine Zeitlang als Unterbringung für sogenannte displaced persons, ehemalige Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, die auf die Rückkehr in ihre Heimat warteten. Ab 1946 nutzte das belgische Militär die Kaserne. An die Bundeswehr übergeben, richtete diese auf dem Gelände die Hellweg-Kaserne ein, die bis 1998 bestand. Nachdem der Bundeswehrstandort aufgelöst worden war, begann in den frühen 2000er-Jahren der Abriss bzw. Umbau der Gebäude zu Wohneinheiten. Der heutige Wohnpark Unna-Süd entstand. Auf Initiative des Bildungsvereins Kreis Unna wurde im April 1994 ein Gedenkstein vor dem ehemaligen Offiziersheim des Bundeswehrstandortes enthüllt. Seit 2006 steht er in der Bertha-von-Suttner-Allee. An ihm finden seitdem regelmäßig Gedenkveranstaltungen statt.

Link zum heutigen Standort auf GoogleMaps
Link zum Standort des Gedenksteins auf GoogleMaps

Literatur:

Dieter Fölster, Unna, in: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 596 f.