Das Lager
Bereits in den 1920er-Jahren war das in der Rheinstraße in Bad Godesberg erbaute Rheinhotel Dreesen ein beliebtes Luxushotel. Neben zahlreichen Prominenten verkehrten auch NS-Größen wie Adolf Hitler in dem unmittelbar am Rhein gelegenen Haus. Im Krieg erhielt das Hotel eine neue Funktion. Ab Februar 1943 internierte das Auswärtige Amt hier zunächst für rund ein Jahr in Frankreich akkreditierte Diplomaten aus Süd- und Mittelamerika. Ab März 1944 nutzte die SS das Hotel. Über 100 französische Generäle und Prominente wurden hier unter Vorzugsbedingungen gefangen gehalten. Dafür erfolgte die Sicherung des Hotels mit Stacheldraht und Wachtürmen. Die Gefangenen trafen ab Mai 1944 ein. Seit diesem Zeitpunkt führte das KZ Buchenwald das Hotel unter dem Tarnnamen „Winzerstube“ als Außenlager. Jedoch unterstand lediglich die SS-Wachmannschaft der Buchenwalder Lagerführung. Als Diener und Friseur der SS-Männer wurde zusätzlich ein KZ-Häftling nach Bad Godesberg überstellt. Details über seine Unterbringung sind nicht bekannt.



Zwangsarbeit
Der nach Bad Godesberg überstellte deutsche Häftling Otto Weinhonig war als Diener und Friseur für die SS-Wachmannschaft des Rheinhotel Dreesen eingesetzt.
Krankheit und Tod
SS-Oberscharführer Schmidt war als SS-Sanitäter in Bad Godesberg eingesetzt. Er beaufsichtigte auch die in verschiedenen Außenlagern des KZ Buchenwald in Köln und Düsseldorf tätigen Häftlingsärzte und -pfleger. Über Krankheiten im Außenlager Bad Godesberg liegen keine Informationen vor. Todesfälle gab es keine.
Bewachung
Anfang September 1944 waren insgesamt 65 SS-Männer für die Bewachung der im Rheinhotel Internierten eingesetzt. An dieser Größenordnung änderte sich nicht viel. Ende Februar 1945 hatten noch 63 SS-Männer in Bad Godesberg Dienst. Als Kommandeur der Wachmannschaft fungierte seit Bestehen des Lagers ein SS-Hauptsturmführer Rautenberg. Vermutlich handelte es sich hierbei um das langjährige SS-Mitglied Herbert Rautenberg (geb. 1908). Zuvor leitete er als Kommandoführer unter anderem das Außenlager Salzgitter-Drütte des Konzentrationslagers Neuengamme. Mindestens ein Teil der SS-Männer war erst kurz vor dem Einsatz in Bad Godesberg von der Wehrmacht für den Wachdienst in einem Konzentrationslager zur SS versetzt worden. Nach bisherigem Kenntnisstand gab es keine strafrechtlichen Ermittlungen gegen im Rheinhotel Dreesen eingesetzte SS-Männer.
Räumung
Aufgrund der sich nähernden US-Truppen brachte man die im Rheinhotel Internierten Ende Februar 1945 in das auf der gegenüberliegenden Rheinseite gelegene Hotel Petersberg im Siebengebirge. Die Wachmannschaft und vermutlich auch der Häftling Otto Weinhonig scheinen ebenfalls ins Rechtsrheinische verlegt worden zu sein. Anfang März teilte man die Gruppe der Internierten. Einige von ihnen wurden nach Eisenberg im heutigen Tschechien gebracht. Der Häftling Otto Weinhonig kam am 28. März 1945 mit Teilen der Wachmannschaft zurück nach Buchenwald. Zwei Wochen später befreite die US-Armee das Lager.
Spuren und Gedenken
Die alliierten Besatzungsmächte nutzten das Rheinhotel Dreesen von März 1945 an in unterschiedlicher Funktion. 1952 wurde der allgemeine Hotelbetrieb wieder aufgenommen. Bis heute wird es ununterbrochen als Hotel weitergeführt. Vor Ort erinnert nichts an die zeitweilige Nutzung als Internierungsort und KZ-Außenlager.
Link zum heutigen Standort auf GoogleMaps
Literatur:
Norbert Schloßmacher, Bad Godesberg, in: Wolfgang Benz u. Barbara Distel (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 376-378.