Tatjana Burjak

(geb. 1922)

Tatjana Anpilova (obere Reihe, zweite von links) mit anderen Displaced Persons nach ihrer Befreiung in Deutschland, 1945
Tatjana Anpilova (obere Reihe, zweite von links) mit anderen Displaced Persons nach ihrer Befreiung in Deutschland, 1945 ©Gedenkstätte Buchenwald

Tatjana Burjak wurde als Tatjana Anpilova am 5. Dezember 1922 in Bor-Anpilovka im westlichen Teil des heutigen Russlands geboren. Die deutschen Besatzer verschleppten sie 1942 als Zwangsarbeiterin nach Deutschland. In einer Fabrik im sächsischen Seifhennersdorf musste sie Fallschirme herstellen. Wegen eines Fluchtversuchs wies die Gestapo sie im Frühjahr 1943 in das KZ Ravensbrück ein. Seit Juni 1944 musste sie im Außenlager bei den Poltewerken arbeiten. Beim Todesmarsch aus Magdeburg gelang ihr die Flucht. Nach der Rückkehr in die Sowjetunion heiratete sie und arbeitete bis zur Pensionierung als Lehrerin.





„Wir waren immer im Lager, durften nicht heraus. Das Lager war mit dem Stacheldraht umzäunt, auf dem Gelände stand ein Galgen.“

Aus den Erinnerungen von Tatjana Burjak

In Magdeburg
„Man schickte uns nach Magdeburg, Fabrik Polte, Außenlager von Buchenwald. Ich arbeitete im Kommando… Aussuchen? Ich erinnere mich nicht genau daran. Wir bearbeiteten Geschosse. Wir arbeiteten an Werkzeugmaschinen. Die Arbeit war sehr schwer […]. Es gab einfache Aufseherinnen und eine Oberaufseherin. Die war wahrscheinlich Polin. Sehr streng. Wegen irgendwelcher Kleinigkeit bekamen wir sofort Strafe. Kamen wir zum Beispiel von der Arbeit ins Lager, man nannte eine Nummer, das hieß zur Bestrafung. Wir mussten stehen. Und das Wetter war dort sehr wechselnd. Eine Aufseherin war Deutsche, wir nannten sie Napoleon. Sie begleitete uns zur Fabrik, und immer mit einer Peitsche.“

Hinrichtung
„Wir waren immer im Lager, durften nicht heraus. Das Lager war mit dem Stacheldraht umzäunt, auf dem Gelände stand ein Galgen. Ich erinnere mich bis jetzt an ein Mädchen aus Rostow, sie hieß Tanja, wie ich. Sie war gegen 15. Man erzählte, sie haben den Ausschuss in Patronen gemacht. Wir hatten ein Kommando, Aussuchen, der Ausschuss wurde gefunden und man hängte dieses 15jähriges Mädchen. […] Als wir an diesem Abend von der Fabrik ins Lager kamen, sollten wir alle am Galgen vorbeigehen und wir durften den Kopf nicht senken.“

In der Fabrik
„Der Arbeit war schwer. In der Nacht machten die Deutsche Pausen. Wir fielen sofort auf noch warme Geschosse und ruhten uns aus. Wir waren so entkräftet. Wir schliefen auf diesen Geschossen, bis die Deutschen sie holten. Kamen sie zurück, fingen wir wieder an zu arbeiten. Wir arbeiteten in Schichten, am Tag oder in der Nacht von 14 bis 16 Stunden. Wir hatten auch deutsche Meister, die mit uns arbeiteten. Ein Meister war noch jung und der andere war schon ein Alter aber mit Humor. Er brachte uns immer zum Lachen.“

Aus: Interview Tatjana Burjak mit Denis Ponomarenko am 9. Juni 2000 in St. Petersburg. (Gedenkstätte Buchenwald) (Übersetzung aus dem Russischen)