David Fränkel

(1922-2002)

David Fränkel (rechts) und sein Bruder Joki, 1943 in Kolozsvár (Ungarn)
David Fränkel (rechts) und sein Bruder Joki, 1943 in Kolozsvár (Ungarn) ©Sammlung Donka Farkas

David Fränkel wurde am 28. August 1922 in Kolozsvár (heute Cluj-Napoca in Rumänien) geboren. Er wuchs in einer jüdischen Familie auf. Seine Heimatstadt gehörte seit 1940 zu Ungarn. Mit 21 Jahren begann er eine Ausbildung zum Rabbiner. Nach der Besetzung Ungarns im Frühjahr 1944 deportierten die deutschen Besatzer David Fränkel und seine Familie nach Auschwitz-Birkenau. Er überlebte die dortige Selektion, weil er als arbeitsfähig galt. Über Buchenwald brachte die SS ihn im Juni 1944 in das Außenlager Magdeburg-Rothensee und später in das Außenlager Niederorschel. Nach der Befreiung kehrte er in seine Heimat zurück. Er war der einzige Überlebende seiner Familie. David Fränkel starb 2002 in Santa Cruz in Kalifornien.





„Das Essen: morgens ein dunkler Brei aus Ersatzkaffee, ein wenig Brot, ein Stück Margarine oder Aufschnitt; mittags eine dünne Suppe mit gelegentlichen Fleischresten.“

Aus den Erinnerungen von David Fränkel

Zwangsarbeit für die Brabag
„Eine der Aufgaben war die Beseitigung von Schutt: 10 Stunden lang mussten wir mit Bohrern und Spitzhacken die Überreste von Stahlbetonwänden beseitigen. Diese Arbeit war sowohl hart als auch gefährlich. Ihr einziger Vorteil war, dass der Kapo und der Todt-Vorarbeiter einen respektablen Abstand hielten, aus dem sie zwar schreien, aber nicht schlagen konnten. [...] Eine andere Arbeit war der Bau einer Eisenbahn. Wir mussten im Eiltempo die Schienen und Schwellen tragen und den Kies unter die Schwellen hacken. Das Tempo war mörderisch und die Schläge schrecklich. [...] Wir bauten auch Luftschutzbunker aus Stahlbeton: Gräben ausheben, Gusszement mischen usw. In diesem Zusammenhang gab es eine kleine Einheit, die auf einem Schlepper arbeitete, der Sand und Kies auf dem Elba-Kanal [Elbe-Kanal] transportierte. Der Sand wurde mit einem Kran aus dem Boot geholt, und die Aufgabe bestand darin, den Sand in den Weg zu schaufeln.“

Lebensbedingungen
„Das Essen: morgens ein dunkler Brei aus Ersatzkaffee, ein wenig Brot, ein Stück Margarine oder Aufschnitt; mittags eine dünne Suppe mit gelegentlichen Fleischresten. […] Ich muss noch etwas erwähnen, was uns sehr geholfen hat. Jeden Abend, ohne Ausnahme, gingen Joki und ich nach dem Appel, spät in der Nacht, in die leere Toilette und wuschen uns von Kopf bis Fuß. Natürlich waren wir noch fit genug, um Energie dafür zu haben, aber auch das Gegenteil ist der Fall: Diese rituelle Handlung trug zu unserem körperlichen und geistigen Wohlbefinden bei.“

Kapos
„Der Lagerälteste war ein politischer Gefangener, der nur ein einziges Ziel hatte: durch das Stehlen von Lebensmitteln und Zigaretten genug Geld zu verdienen, um seine eigene Flucht zu ermöglichen. (Dies gelang ihm schließlich auch.) Die meisten Kapos waren gewöhnliche Kriminelle, aber alle benahmen sich wie wilde Tiere. Sie brauchten nicht zu arbeiten und hatten reichlich zu essen. Diese Privilegien verteidigten sie um jeden Preis. Sie schlugen uns und verprügelten uns, um ihre Effektivität zu beweisen. Aber darüber hinaus muss ein Großteil von ihnen Sadisten gewesen sein. Oder vielleicht wird man zum Sadisten, wenn man über Leben und Tod herrscht, und das Blut, das nach einem Schlag fließt, berauscht, anstatt zu verscheuchen.“

Die Flucht des Lagerältesten
„Eines Abends herrschte im Lager helle Aufregung. Es verbreitete sich das Gerücht, dass der Lagerälteste geflohen sei. Bald darauf verschwand auch der brutale SS-Lagerkommandant. (Als ich nach Buchenwald zurückkam, hatte ich das erstaunliche Vergnügen, ihn zusammen mit den anderen SS-Leuten auf dem täglichen Spaziergang zu sehen, der den zum Konzentrationslager verurteilten SS-Leuten erlaubt war). Ich habe nie erfahren, was geschehen war. Wahrscheinlich hat er zusammen mit dem Lagerältesten gestohlen und wurde bestraft, weil er dadurch zu dessen Flucht beigetragen hat. Der neue Lagerkommandant war ein pensionierter Luftwaffenoffizier und wir waren erstaunt, dass er in die Baracken kam, mit den Häftlingen sprach und sich ihre Beschwerden anhörte.“

Aus: David Fränkel, „This is all I remember“, Erinnerungsbericht 1991. (Sammlung Donka Farkas) (Übersetzung aus dem Englischen)