Stanisław Benda

(geb. 1912)

Im KZ Auschwitz angefertigte erkennungsdienstliche Aufnahme von Stanisław Benda, 1942
Im KZ Auschwitz angefertigte erkennungsdienstliche Aufnahme von Stanisław Benda, 1942 ©The Archive of The State Museum Auschwitz-Birkenau in Oświęcim

Stanisław Benda kam am 4. Juni 1912 im polnischen Błaszki zur Welt. Der Beamte wurde bei einer Razzia im März 1942 in Warschau festgenommen und als politischer Häftling in das KZ Auschwitz verschleppt. Ein Jahr später deportierte ihn die SS von dort nach Buchenwald. In Tonndorf musste er mit Unterbrechungen von Ende August 1943 bis Ende März 1945 Zwangsarbeit leisten. Anfang Mai 1945 nach eigenen Angaben auf einem Todesmarsch bei Ismaning nahe München befreit, kehrte er in seine Heimat zurück. Im Zuge von Ermittlungen zum Außenlager Tonndorf trat Stanisław Benda im November 1971 als Zeuge auf.





„Wir kamen nach Tonndorf und wir wohnten in einer Baracke, die von vier SS-Männern, tschechischer und rumänischer Nationalität, sogenannten Posten bewacht wurde.“

Aus der Zeugenaussage von Stanisław Benda

Die SS-Wachen in Tonndorf
„Anfangs waren bei diesem Kommando nur 6 Personen. Wir kamen nach Tonndorf und wir wohnten in einer Baracke, die von vier SS-Männern, tschechischer und rumänischer Nationalität, sogenannten Posten bewacht wurde. […] Zwei von ihnen, die zuvor an der Front bei Stalingrad waren, wo sie sich Bein- und Handerfrierungen zuzogen, wurden zur Arbeit in Buchenwald zugeleitet. Die SS-Männer wechselten sich oft ab […].“

Lageralltag
„Wie ich später erfuhr, führte die Bohrarbeiten an dem Brunnen eine Firma Börner & Herzberg aus Berlin, die ein deutscher Zivilmeister, der in dem benachbarten Dorf Bad Berka wohnte, und Linke hieß, vertrat. […]

Die Arbeit dauerte von 7 bis 16 Uhr nachmittags. Wir stellten den Bohrturm auf und bohrten in der Erde mit dem Ziel, an ein geeignetes Trinkwasser zu stoßen. Bei der Arbeit bewachten uns SS-Männer […]. Meister Linke kam aus Bad Berka mit einem Fahrrad zur Arbeit und leitete diese Arbeit.

Die Baracke, in der wir wohnten, war 1,5 kam von der Arbeitsstelle entfernt. Ein Häftling von uns blieb mit einem SS-Mann jeden Tag in der Baracke, bereitete die Mahlzeiten für uns und sorgte für Ordnung. Um Lebensmittelvorräte und frische Wäsche zu holen, fuhr einmal in der Woche der Kapo nach Buchenwald, oder man brachte uns diese Sachen mit Autos. […]

Während des Bohrens kam es vor, daß wir auf Gestein trafen und die Bohrung nicht vorwärts kam. Dadurch kam es zu Arbeitsunterbrechungen. Während dieser Unterbrechungen leitet man uns zur Arbeit bei privaten Steinbrüchen […].

Die Eigentümer der Steinbrüche verlangten von den Häftlingen viel und nützten uns aus, wie es nur ging. Manchmal dauerten die Zeitabschnitte der Arbeit in den Steinbrüchen ziemlich lange; einmal sogar 2 Monate lang. […]

Als wir bei den Bohrungen arbeiteten, endeten wir während der Kartoffelernte die Arbeit oftmals früher und der Kapo Busse führte uns mit Einverständnis des Meisters Linke zu Bauern, wo wir bei [der] Kartoffelernte halfen, wofür wir von den Bauern Essen bekamen.

Diese Zustände dauerten von Herbst 1943 bis Ende des Winters 1944. Danach wuchs der Stand der Häftlinge, da [das] KL Buchenwald zum Bau von Wasserleitungen und einer Pumpstation Häftlinge schickte. […]

Das Kommando wuchs bis an ca. 70-80 Personen, nicht nur Polen, sondern auch Tschechen und Franzosen. Entsprechend wuchs auch die Zahl der Wachmänner-Posten auf ca. 20 Personen; es waren ältere Menschen sogar aus der Wehrmacht. […]

Ich habe Seitens der Angehörigen der Lagermannschaft keine Mißhandlungen und kein öfteres Schlagen der Häftlinge gesehen […]. Ich wurde damals ebenfalls zum Bau der Wasserleitung zugeteilt. Die Arbeit war sehr schwer. Wir legten Rohre mit den Händen, da es dazu kein Gerät gab.

Die Wasserleitungsstrecke wurde bombardiert, so daß wir Tag und Nacht abwechselnd Erde ausheben und Rohre austauschen mußten. […]“

Aus: Zeugenaussage von Stanisław Benda, 3. November 1971. (Bundesarchiv Ludwigsburg)