Dortmund (SS-Baubrigade III)

31. Mai 1943 – Ende August 1943

Das Lager

In den besonders stark von Luftangriffen der Royal Air Force betroffenen Gebieten wurden die Häftlinge vor allem zu Aufräumarbeiten eingesetzt. Ende Mai 1943 brachte die SS KZ-Häftlinge nach Dortmund, wo sie nicht explodierte Bomben bergen und entschärfen sollten. Die Häftlinge kamen vermutlich aus den Standorten Köln-Deutz und Duisburg. Neben dem Sitz in den Messehallen Köln-Deutz, dem KZ Buchenwald zugeordneten Hauptstandort, verfügte die SS-Baubrigade III seit September 1942 über verschiedene weitere Standorte in Städten im Rheinland und Ruhrgebiet. Wo die Häftlinge in Dortmund untergebracht waren, ist nicht bekannt. Vieles spricht jedoch für eine Unterbringung in einem bestehenden Gefängnisgebäude. Denn der Einsatz solcher „Sprengkommandos“, wie sie offiziell hießen, war zumeist nicht auf Dauer angelegt, so dass eigens für sie keine neuen Unterkünfte oder Lager errichtet wurden.

Die Häftlinge

Nachweislich wurden am 31. Mai 1943 40 Häftlinge aus Köln-Deutz nach Dortmund überstellt. Hierbei handelte es sich mehrheitlich um Häftlinge aus der Sowjetunion und Polen. Kurz darauf umfasste das Sprengkommando Dortmund 80 Häftlinge. Ab Juli begann die SS, das Kommando durch Rücküberstellungen zu verkleinern. Bei seiner letzten Erwähnung Ende August 1943 waren noch 34 Häftlinge in Dortmund eingesetzt.

Zwangsarbeit

Für das Aufspüren von Blindgängern waren Einheiten der Luftwaffe zuständig. Ihnen wurden Häftlinge des Sprengkommandos zugeteilt. Unter der Aufsicht von deutschen Munitionsspezialisten, den sogenannten Feuerwerkern, mussten die Häftlinge die Aufgaben übernehmen, die als besonders lebensgefährlich galten. Hierzu zählten vor allem das Ausgraben und Bewegen der Bomben, die hierbei jederzeit explodieren konnten. Die Einsatzorte befanden sich oft mitten in der Stadt und waren für die Bevölkerung unübersehbar.

Krankheit und Tod

Über eine Krankenversorgung vor Ort liegen keine Informationen vor. Bei der Explosion eines Blindgängers starben am 9. Juni 1943 in Derne bei Dortmund zwei sowjetische Häftlinge, zwei Polen und ein als Jugoslawe registrierter Häftling aus dem heutigen Slowenien. Dr. Erich Möllenhof aus Köln, der Vertragsarzt der SS-Baubrigade III, unterschrieb die Totenscheine. Die Leichname wurden im Krematorium des Westfriedhofs in Köln eingeäschert und dort beigesetzt. Weitere Todesfälle sind nicht dokumentiert.

Meldung des Führers der SS-Baubrigade III über den Tod der fünf Häftlinge, 11. Juni 1943
Meldung des Führers der SS-Baubrigade III über den Tod der fünf Häftlinge, 11. Juni 1943
©Arolsen Archives

Bewachung

Über die Bewachung des Sprengkommandos liegen keine detaillierten Informationen vor. Sehr wahrscheinlich wurden jedoch SS-Männer der SS-Baubrigade III von den Standorten in Köln-Deutz oder Duisburg zur Bewachung der Häftlinge nach Dortmund abgestellt. Die Wachmannschaft unterstand dem Kommando des Kommandoführers der SS-Baubrigade III, SS-Obersturmführer Karl Völkner, der seinen Sitz in Köln hatte. Strafrechtliche Ermittlungen zum Einsatz des Sprengkommandos in Dortmund gab es in der Nachkriegszeit nicht.

Räumung

In den täglichen Stärkemeldungen der SS-Baubrigade III ist der Einsatz des Sprengkommandos in Dortmund bis zum 23. August 1943 belegt. Danach wurden die noch in Dortmund befindlichen 34 Häftlinge zu einem anderen Standort der SS-Baubrigade III zurückverlegt.

Spuren und Gedenken

In Dortmund erinnert heute nichts an den Einsatz des Sprengkommandos der SS-Baubrigade III. Die Gräber der fünf Toten des Sprengkommandos Dortmund befinden sich in einer nach dem Krieg angelegten Ehrenanlage für die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Westfriedhof in Köln.

Literatur:

Karola Fings, Dortmund (SS-Baubrigade III), in: Wolfgang Benz u. Barbara Distel (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 418-419.