Das Lager
Die Mansfeld A.G. für Bergbau und Hüttenbetrieb war ein mitteldeutsches Montanunternehmen, das sich auf die Gewinnung von Metallen spezialisiert hatte. In Rothenburg (Saale), heute ein Stadtteil von Wettin-Löbejün und rund 25 Kilometer nordwestlich von Halle (Saale) gelegen, betrieb das Unternehmen eine Metallwarenfabrik – und stellte in den Kriegsjahren Munition her. Bereits seit Kriegsbeginn setzte die Unternehmensleitung im Werk in Rothenburg ausländische Zwangsarbeitende ein. Ende Oktober 1944 kamen Häftlinge aus dem Konzentrationslager Buchenwald hinzu. Hierfür wurde nahe dem Werksgelände am Saaleufer ein neues improvisiertes Außenlager eingerichtet. Es befand sich im „Zechenhaus“, einem Steingebäude, das als Häftlingsunterkunft diente. Weitere Details sind nicht bekannt.
Die Häftlinge
Am 24. Oktober 1944 brachte die SS 80 Männer aus dem Hauptlager Buchenwald nach Rothenburg. Die größte Gruppe unter ihnen bildeten sowjetische Häftlinge, von denen viele zuvor bereits das Konzentrationslager Auschwitz durchlaufen hatten und nach Buchenwald überstellt worden waren. Die übrigen Männer stammten aus Polen, der Tschechoslowakei, Deutschland, Frankreich und Belgien. Der Großteil der nach Rothenburg überstellten Männer galt als politische Häftlinge. Lediglich unter den deutschen Häftlingen befanden sich einige, die als „Berufsverbrecher“, „Homosexuelle“ oder als „Asoziale“ in das Konzentrationslager Buchenwald eingewiesen und in Rothenburg unter anderem als Vorarbeiter eingesetzt wurden. Bis auf einzelne Rücküberstellungen in das Hauptlager blieb die Belegung des Lagers bis zur Räumung relativ stabil. Belegt ist eine Flucht aus dem Lager: Dem 21-jährigen Kurt Holz aus Brno, den die SS in Rothenburg als Kapo beziehungsweise als Lagerältesten eingesetzt hatte, gelang Anfang Dezember 1944 die Flucht. Vermutlich floh er auf dem Weg zur Arbeit. Er wurde nicht wiederergriffen.

Krankheit und Tod
Ob es in Rothenburg eine Krankenstation gab, ist nicht bekannt. Für die Versorgung der Kranken war bis Mitte März 1945 der polnische Häftling Andrzej Wenglinski als Krankenpfleger zuständig. Die Zahl der Kranken scheint relativ niedrig gewesen zu sein. Schwerer erkrankte Häftlinge wurden zur Behandlung in das Hauptlager nach Buchenwald geschickt. So brachte die Lagerführung in Rothenburg am 2. Januar 1945 beispielsweise den an Tuberkulose erkrankten sowjetischen Häftling Iwan Mukomela zurück nach Buchenwald. Ein Todesfall ist für das Außenlager Rothenburg belegt: Der 45-jährige polnische Häftling Zdzisław Ossowski starb am 26. Februar 1945. Als Todesursache vermerkte die SS in seinen Haftunterlagen eine Gehirnverletzung infolge eines Schädelbruchs. Die genauen Umstände seines Todes ließen sich nicht ermitteln. Ob sein Leichnam auf dem Friedhof in Rothenburg bestattet wurde, ist nicht eindeutig belegt.
Bewachung
Für das Lager in Rothenburg sind unterschiedliche Kommandoführer belegt. Vermutlich bis Jahresende 1944 fungierte der SS-Hauptscharführer Lorenz Wieland (geb. 1891) als Kommandoführer. Ihm folgte ein SS-Hauptscharführer namens Martin und ab März ein SS-Hauptscharführer namens Künken. Zu ihnen liegen bisher keine weiteren Informationen vor. Die Wachmannschaft bestand im Februar 1945 aus 13 SS-Männern.
Eine Ermittlung der Zentralen Stelle in Ludwigsburg wegen der Ermordung des Häftlings Zdzisław Ossowski in Rothenburg führte in den 1970er-Jahren zu keinem Ergebnis. Er soll durch einen Axthieb auf den Kopf getötet worden sein. Die in der Akte angegebene Todesursache (Schädelbruch und Gehirnverletzung) könnte mit diesen Anklagepunkten übereinstimmen. Die Ermittlungen wurden im Juni 1971 jedoch eingestellt, weil die Täter nicht feststellbar waren. Weitere Ermittlungen sind nicht bekannt.
Räumung
Ende März 1945 befanden sich laut den Stärkemeldungen der Außenlager noch 76 Häftlinge in Rothenburg. Kurz darauf löste die SS das Lager auf und brachte die Häftlinge zurück nach Buchenwald. Am 5. April 1945 registrierte die SS in Buchenwald 68 aus Rothenburg zurückgekehrte Häftlinge. Was mit den übrigen sechs Männern geschah, ist nicht bekannt.
Spuren und Gedenken
Spuren des Außenlagers sind heute nicht mehr vorhanden. Das „Zechenhaus“, in dem die KZ-Häftlinge untergebracht waren, wurde in den 1950er-Jahren zunächst zu Wohnungen ausgebaut und 2006 abgerissen. Ein Denkmal für die KZ-Häftlinge des Außenlagers Rothenburg gibt es nicht. Ein Ehrenhain, nach 1945 auf dem örtlichen Friedhof errichtet, erinnert an die 56 dort beigesetzten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.
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