Léon van Oyenbrugge

(geb. 1913)

Léon von Oyenbrugge nach seiner Einweisung in das KZ Buchenwald (Ausschnitt der Häftlingspersonalkarte), Mai 1944
Léon von Oyenbrugge nach seiner Einweisung in das KZ Buchenwald (Ausschnitt der Häftlingspersonalkarte), Mai 1944 ©Erkennungsdienst der SS (Arolsen Archives)

Léon von Oyenbrugge stammte aus Lubbeek bei Leuven in Belgien. Weil er einer Widerstandsbewegung angehörte, verhaftete die Gestapo den gelernten Autoschlosser im März 1944. Zwei Monate später wurde er aus dem Polizeihaftlager Breendonk nach Buchenwald deportiert. Ende Juni 1944 kam er in das Außenlager Schwerte. Ende Januar 1945 brachte die SS ihn in das Außenlager Bad Salzungen. Nach der Flucht von einem Todesmarsch kehrte der Familienvater im April 1945 in seine Heimat zurück.





„In der Werkstatt, in der ich arbeitete, gab es eine Lokomotive, die repariert werden musste.“

Aus den Erinnerungen von Léon von Oyenbrugge

Das Lager
„Das Lager Schwerte war mein dritter Ort, an dem ich inhaftiert wurde. Wir kamen dort in geschlossenen Güterwaggons an. Außerdem legten wir mehrere Kilometer zu Fuß zurück. Das Lager befand sich in der Nähe einer Lokomotivfabrik. Nachdem wir aus dem Zug ausgestiegen waren, bildeten wir eine Kolonne und wurden von SS-Männern in das Lager geführt. Wir waren ungefähr 200 Personen, darunter zwei oder drei Bekannte. Wir blieben mehrere Monate in diesem Lager. Es war mit Stacheldraht umgeben und es gab einen Wachturm, von dem aus ein SS-Mann Tag und Nacht Ausschau hielt.“

Im Werk
„Die Fabrik war etwa 500 Meter entfernt, sie war in drei durch Trennwände getrennte Abschnitte unterteilt. Im ersten Abschnitt arbeiteten Zivilisten, im zweiten Kriegsgefangene, vor allem Franzosen. In unserem Abschnitt gab es Gefangene verschiedener Nationalitäten, aber auch Belgier. Mein Gruppenleiter war ein alter Deutscher mit einem großen Schnurrbart. Er zeigte uns unsere Arbeit. Der Mann war vielleicht um die 70 Jahre alt. Im Lager schliefen wir in Etagenbetten, es gab also drei Stockwerke. In der Fabrik arbeiteten wir in Schichten von zehn Stunden am Stück. In der Werkstatt, in der ich arbeitete, gab es eine Lokomotive, die repariert werden musste: Der Mann führte mich dorthin und zeigte mir, was ich tun musste. Er wusste, dass ich mich manchmal in die Feuerstelle der Lokomotive stellte, den Ort, an dem das Feuer gemacht wird, um das Wasser zu erhitzen, das den Dampf erzeugt, den man braucht, um die Lokomotive anzutreiben. Wenn ich in der Feuerstelle war, gesellte er sich zu mir, aber meistens hielt er Ausschau und warnte mich, wenn sich ein SS-Mann näherte. Er gab mir einen Apfel oder eine Portion Brot, die in eine Zeitung eingewickelt war. Er legte seine Spenden immer in meine Werkzeugkiste.“

Fluchtversuch
„Eines Tages gab es einen Fluchtversuch. Ein paar Jungs gruben einen Tunnel unter den Betten und sie wollten ihn außerhalb der Lagermauern enden lassen. Die ausgegrabene Erde wurde unter den Baracken verstreut. Man musste nur ein paar Meter graben, um aus der Umzäunung herauszukommen, die mit Strom versorgt war. Wir konnten die Drähte also nicht durchschneiden. Obwohl wir alle notwendigen Materialien hatten, zum Beispiel Zangen. […] Wir wurden für den Fluchtversuch bestraft. Wir standen stundenlang auf dem Hof (Appellplatz) und hielten unsere Arme hoch. Wer die Arme senkte oder fiel, bekam Schläge von den SS-Männern.“

Aus: Léon von Oyenbrugge, Souvenirs de Schwerte, Amicale de Buchenwald et Kommandos 1946-1996, Merksem 1996. (Übersetzung aus dem Französischen)