Andreas Pfaffenberger

(geb. 1901)

Andreas Pfaffenberger (sitzend, links) als Zeuge der Anklage im Buchenwald-Prozess vor einem amerikanischen Militärgericht in Dachau, 6. Mai 1947. Foto: Dean L. Dennis (U.S. Army Signal Corps)
Andreas Pfaffenberger (sitzend, links) als Zeuge der Anklage im Buchenwald-Prozess vor einem amerikanischen Militärgericht in Dachau, 6. Mai 1947. Foto: Dean L. Dennis (U.S. Army Signal Corps) ©National Archives at College Park, Maryland

Andreas Pfaffenberger kam am 17. September 1901 im oberfränkischen Enchenreuth zur Welt. Er war in der SPD aktiv und wurde nach 1933 wiederholt inhaftiert. Im November 1938 wies die Gestapo in Nürnberg ihn in das KZ Buchenwald ein. Dort trug er den schwarzen Winkel der als „asozial“ kategorisierten Häftlinge. Ab August 1943 musste er im Außenlager in Wernigerode arbeiten. Im Juni 1944 wurde er zur Wehrmacht entlassen. Bei Aachen geriet er im November 1944 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Einen Monat später gehörte er zu den Ersten, die amerikanischen Ermittlern von den Verbrechen im KZ Buchenwald berichteten. Im amerikanischen Buchenwald-Prozess in Dachau sagte Andreas Pfaffenberger 1947 unter anderem als Zeuge gegen Hermann Großmann aus.





„Jede Woche, manchmal zweimal in der Woche, manchmal alle zwei Wochen, mussten Transporte von Männern, die zusammengebrochen waren, nach Buchenwald geschickt werden, und wir sahen diese Männer nie wieder.“

Aus der Zeugenaussage von Andreas Pfaffenberger

„Frage: Wie viele Häftlinge befanden sich zu dem Zeitpunkt, als Sie im August 1943 dort waren, in Wernigerode, Herr Pfaffenberger?

Antwort: Ungefähr sechs- bis siebenhundert.

F: Wie viele waren ungefähr dort, als Sie im Oktober 1943 abreisten?

A: Dieselbe Zahl.

F: Welcher Nationalität waren die Häftlinge, die in Wernigerode festgehalten wurden?

A: Jugoslawen, Russen, Polen, Franzosen, Tschechen und einige wenige Personen aus anderen Nationen.

F: Was für Essen haben Sie in Wernigerode bekommen?

A: Hauptsächlich Rüben.

F: Welche Art von Rüben bekamen Sie?

A: Eine Art von Rüben, die als Viehfutter verwendet wird.

F: Was haben Sie außer Rüben noch bekommen, das zur Fütterung von Vieh verwendet wurde?

A: Eine Art Suppe; eine Art Getreidesuppe.

F: Sonst noch etwas?

A: Ansonsten haben wir unser Brot bekommen. Das Brot war sehr schlecht.

F: Wie viele Stunden am Tag mussten die Häftlinge in Wernigerode arbeiten?

A: Wir mussten morgens um 5 Uhr zum Appell antreten. Bis der Appell vorbei war, war es 6 Uhr. Dann sind wir ausgezogen. Elf bis zwölf Stunden. Ich selbst war im Lager und habe im Lager gearbeitet, weil ich nicht gesund war.

F: Welche Art von Arbeit wurde von den anderen Häftlingen in Wernigerode verrichtet?

A: Sie gingen in die Flugzeugfabrik und stellten die Blöcke her, in die später die Flugzeugmotoren eingebaut wurden, und eine Gruppe baute eine neue Halle.

F: Wie war der allgemeine Gesundheitszustand der Häftlinge in Wernigerode in der Zeit, in der Sie dort waren, von August 1943 bis Oktober 1943?

A: In einem sehr schlechten körperlichen Zustand. Jede Woche, manchmal zweimal in der Woche, manchmal alle zwei Wochen, mussten Transporte von Männern, die zusammengebrochen waren, nach Buchenwald geschickt werden, und wir sahen diese Männer nie wieder.

F: Wie viele Häftlinge wurden mit diesen Transporten ungefähr nach Buchenwald zurückgeschickt?

A: Das war unterschiedlich. Manchmal waren es 18, manchmal 15, manchmal 5, und so viele, wie wir hinausschickten, wurden gesunde Männer für sie zurückgebracht.

F: Wie hat Großmann die Häftlinge in Wernigerode behandelt?

A: Nicht zum Besten. Wenn der Trupp ausrückte, hat er die Gefangenen mit seinen genagelten Stiefeln getreten. Er schlug sie mit seiner Reitgerte, wenn die Kolonnen nicht geradestanden. Und dann ging er mit seinem Hund und seiner Hundepeitsche in die Fabrik, um dort zu kontrollieren. Was er dort gemacht hat, weiß ich natürlich nicht.

F: Was haben Sie Großmann und seinen Hund dort in Wernigerode je tun sehen?

A: In dem kleinen Lager in Wernigerode hat Großmann nur den Appell gemacht. Er nahm den Bericht über den Appell entgegen, und die Schläge wurden dort normalerweise durch den Appellführer ausgeführt. Er ging in die Fabrik. Aber beim Appell wurden immer Nummern und Namen von Häftlingen ausgerufen. Diese Häftlinge mussten sich dann vor der Baracke, in der Großmann wohnte, melden und bekamen dort Schläge auf den Hintern.

[…]

F: Gab es im Monat September 1943 eine Hinrichtung in Wernigerode?

A: Ja. Ich stand 3 bis 4 Meter davon entfernt in der ersten Reihe.

F: Wer wurde damals dort gehängt?

A: Drei Polen und drei Russen.

F: Von wem wurden sie gehängt?

A: Sie wurden von Hauptfeldwebel Helbig und einem Häftling Müller aus dem Krematorium gehängt. Er war der Kapo.

F: Wo war Grossmann zu diesem Zeitpunkt?

A: Als der Galgen hier stand, stand Grossmann 2 Meter links von ihm.“

 

Aus: Aussage von Andreas Pfaffenberger beim Buchenwald-Prozess in Dachau, 5. Mai 1947 (National Archives at College Park, Maryland) (Übersetzung aus dem Englischen)