Prettin (Lichtenburg)

10. September 1940 – 30. September 1940

Das Lager

Das Renaissanceschloss Lichtenburg in Prettin an der Elbe diente bereits seit dem 19. Jahrhundert als Strafanstalt. Hiermit waren die Voraussetzungen für die Unterbringung von Gefangenen gegeben. Ab 1933 nutzten die Nationalsozialisten das Schloss als Konzentrationslager, zunächst bis 1937 für Männer und danach bis 1939 für Frauen. Nach der Auflösung des Frauenkonzentrationslagers verwendete das II. Ersatzbataillon der SS-Totenkopfverbände das Schloss Lichtenburg als Kaserne. Zu Aufräumarbeiten schickte die SS im September 1940 Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald nach Prettin. Für rund drei Wochen wurde das Schloss Lichtenburg somit zu einem Buchenwalder Außenlagerstandort. Wo genau die Häftlinge im Schloss untergebracht waren, ist nicht bekannt. Ab Oktober 1941 brachte die SS im Schloss Lichtenburg erneut KZ-Häftlinge unter. Das so entstandene „Außenlager Prettin“ unterstand jedoch nicht Buchenwald, sondern dem Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin.

Die Häftlinge

Die vorliegenden Quellen liefern lediglich die Zahl von 85 Häftlingen, die seit dem 10. September 1940 im Schloss Lichtenburg zum Einsatz kamen. Um wen es sich handelte, ist bisher nur in Einzelfällen bekannt.

Zwangsarbeit

Vermutlich wurden die Häftlinge dazu eingesetzt, den Abflussgraben der Schlossanlage zu reinigen. Genauere Informationen liegen bisher nicht vor.

Krankheit und Tod

Es gibt keine dokumentierten Todesfälle. Weitere Informationen sind bisher nicht bekannt.

Bewachung

Zur Bewachung der Häftlinge wurden zwei SS-Männer als Wachposten und der SS-Hauptscharführer Johann Blank (1906-1944) als Kommandoführer aus Buchenwald nach Lichtenburg abgestellt. Seit 1935 war Blank im Konzentrationslager Dachau tätig und wechselte 1939 nach Buchenwald, wo er verschiedene Funktionen innehatte. Er galt als äußerst brutal und war an verschiedenen Ermordungen von Häftlingen beteiligt. Als Kommandoführer fungierte er seit 1940 in den Außenlagern Berlstedt, Prettin (Lichtenburg) und später in Goslar und Quedlinburg-Quarmbeck. 1943 wurde er im Zuge der SS-internen Ermittlungen gegen den ersten Buchenwalder Lagerkommandanten Karl Otto Koch verhaftet. Er nahm sich im Februar 1944 das Leben.

Räumung

Die Häftlinge wurden am 30. September 1940 zurück nach Buchenwald gebracht.

Spuren und Gedenken

Das Schloss Lichtenburg blieb nach dem Krieg erhalten und wurde von der Roten Armee übernommen. Es diente zunächst als Unterkunft für Flüchtlinge. Schon am 11. September 1949 fand eine Gedenkfeier anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Faschismus auf dem hinteren Schlosshof statt. Am 8. Mai 1965 wurde im Schloss eine Gedenkstätte eröffnet. Nach einer zeitweiligen Schließung des Museums ist die neu konzipierte Gedenkstätte seit 2011 Teil der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt.

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Kontakt:
Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin