
Das Lager
Im Mai 1944 verlegte die SS die in Köln-Deutz und Duisburg stationierte SS-Baubrigade III in den Südharz. Die Häftlinge mussten am Bau der Helmetalbahn arbeiten, einer neuen Eisenbahnlinie, die Nordhausen mit Osterhagen verbinden sollte. In der kleinen Ortschaft Wieda, heute ein Ortsteil von Walkenried in Niedersachsen, entstand der neue Hauptstandort der SS-Baubrigade III. Die SS gründete im Sommer 1944 entlang der Baustelle Nebenlager in Mackenrode, Nüxei und Osterhagen. In dem Dorf Nüxei bei Bad Sachsa erfolgte die Unterbringung der Häftlinge ab Juni 1944 zunächst in der Scheune des Landwirts Wilhelm Walter. Auf dem gegenüberliegenden Grundstück mussten Häftlinge dann ein kleines Barackenlager errichten. Es bestand aus zwei mit Stacheldraht und Wachtürmen umzäunten Baracken, einer Schlafbaracke mit Stockbetten und einer Aufenthaltsbaracke. Außerhalb des Stacheldrahts war die Wachmannschaft in einer Baracke untergebracht. Da es keinen Wasseranschluss gab, kamen täglich Lastwagen mit Wasser. Auch das Essen wurde jeden Tag aus dem Lager in Wieda nach Nüxei geliefert.
Zwangsarbeit
Die Häftlinge wurden zur Zwangsarbeit entlang der geplanten Trasse der Helmetalbahn eingesetzt und leisteten hauptsächlich körperlich schwere Bau- und Gleisarbeiten. Sie gingen täglich zu Fuß zu den unterschiedlichen Einsatzorten in der Umgebung, wo sie 12 Stunden am Tag arbeiteten. Unter der Aufsicht von SS-Männern und Kapos mussten sie beispielweise mit einfachsten Geräten Erdarbeiten verrichten, was die Arbeit noch erschwerte: mit Spitzhacken und Schaufeln lockerten sie den Boden oder schoben mit Schubkarren die Erde über weite Strecken. Einige wenige Häftlinge waren auch für andere Arbeiten eingesetzt, etwa als Heizer in Eisenbahnloks. Durch die Unterbringung in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Bauernhof und die täglichen Arbeitswege kamen die Häftlinge regelmäßig mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt.
Bewachung
Der Führer der SS-Baubrigade III kommandierte gleichzeitig die Lagerstandorte der Baubrigade. Für den Zeitraum der Stationierung in Nüxei war dies zunächst kurzzeitig ein SS-Oberscharführer namens Freys und ab Juli 1944 SS-Obersturmführer Fritz Behrens; über beide liegen keine weiteren Informationen vor. Wen das Lager vor Ort in Nüxei befehligte, ist nicht bekannt. Berichten zufolge soll die Wachmannschaft in Nüxei aus rund 25 SS-Männern bestanden haben – vermutlich ältere Wehrmachtssoldaten, die zur Bewachung der Lager an die SS überstellt worden waren. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig in den 1970er-Jahren gegen mehrere Angehörige der Wachmannschaften der SS-Baubrigade III wurden im Januar 1973 eingestellt.
Übernahme durch das KZ Mittelbau
Das Außenlager Nüxei und die übrigen Lager der Baubrigade III wurden Ende Oktober 1944 dem nun selbstständigen Konzentrationslager Mittelbau unterstellt. Somit waren sie keine Buchenwalder Außenlager mehr. Im Januar 1945 ging die Verwaltung der Außenlager in die Zuständigkeit des Konzentrationslagers Sachsenhausen über. Das Lager in Nüxei existierte weiter bis zu seiner Räumung Anfang April 1945.
Spuren und Gedenken
Unmittelbar nach Kriegsende wurde das Barackenlager abgerissen. Am ehemaligen Standort befinden sich seit 1999 ein Gedenkstein und eine Informationstafel zur Erinnerung an das KZ-Außenlager Nüxei mit Resten des Lagerzaunes.
Link zum heutigen Standort und zum Standort des Gedenksteins auf GoogleMaps
Literatur:
Jens-Christian Wagner, Nüxei (SS-Baubrigade III), in: Wolfgang Benz u. Barbara Distel (Hg.), Der Ort des Terrors. Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 7, München 2006, S. 322 f.
Firouz Vladi (Hg.), Der Bau der Helmetalbahn. Ein Bericht von der Eisenbahngeschichte, den KZ-Außenlagern der SS-Baubrigaden, Zwangsarbeit im Südharz in den Jahren 1944-45 und den Evakuierungsmärschen im April 1945, Duderstadt 2000, S. 67-79.