
Das Lager
Im Mai 1944 verlegte die SS die in Köln-Deutz und Duisburg stationierte SS-Baubrigade III in den Südharz. Die Häftlinge mussten am Bau der Helmetalbahn arbeiten, einer neuen Eisenbahnlinie, die Nordhausen mit Osterhagen verbinden sollte. In der kleinen Ortschaft Wieda, heute ein Ortsteil von Walkenried in Niedersachsen, entstand der neue Hauptstandort der SS-Baubrigade III. Die SS gründete im Sommer 1944 entlang der Baustelle Nebenlager in Mackenrode, Nüxei und Osterhagen. In Osterhagen, heute Teil der Gemeinde Bad Lauterberg, befand sich das Lager im Südosten des Dorfes auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegeleigrube. Es war mit Stacheldraht und Wachtürmen umgeben. Die Unterbringung erfolgte in einer großen Baracke mit einem Schlafsaal. Zum Lager gehörten zudem zwei kleinere Funktionsgebäude, in denen sich unter anderem ein Waschraum und eine Krankenstube befanden. Die SS-Wachmannschaft war in einer Baracke in unmittelbarer Nachbarschaft zum Lager untergebracht.
Zwangsarbeit
Die Häftlinge wurden zur Zwangsarbeit entlang der geplanten Trasse der Helmetalbahn eingesetzt. Es waren vor allem körperlich schwere Erd- und Bauarbeiten. Vor und nach der Arbeit mussten sie mehrere Kilometer zu Fuß zurücklegen. Sonntags arbeiteten sie nicht auf den Baustellen der Helmetalbahn, sondern hatten andere Arbeiten zu verrichten – in den ersten Wochen vor allem Bauarbeiten im Lager, später auf Bauernhöfen in der Umgebung. Berichten zufolge waren die Arbeits- und Lebensbedingungen im Außenlager Osterhagen die schlimmsten unter den Außenlagern der SS-Baubrigade III. Die Häftlinge bezeichneten es oft als Straflager und berichteten von extremer Gewalt während und nach der Arbeit durch SS und Kapos.
Bewachung
Der Führer der SS-Baubrigade III kommandierte gleichzeitig die Lagerstandorte der Baubrigade. Für den Zeitraum der Stationierung in Osterhagen war dies SS-Obersturmführer Fritz Behrens, über den keine weiteren Informationen vorliegen. Als Lagerführer im Nebenlager Osterhagen setzte er SS-Hauptscharführer Franz Choina (geb. 1903) ein. Überlebende beschrieben ihn später als äußerst brutal. Die SS-Wachmannschaft der gesamten SS-Baubrigade III bestand aus etwa 200 Mann. Wie viele von ihnen in Osterhagen eingesetzt waren, ist nicht dokumentiert. Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen mehrere Angehörige der Wachmannschaften der SS-Baubrigade III führten in den 1970er-Jahren zu keiner Verurteilung.
Übernahme durch das KZ Mittelbau
Das Außenlager Osterhagen und die übrigen Lager der Baubrigade III wurden Ende Oktober 1944 dem nun selbstständigen Konzentrationslager Mittelbau unterstellt. Somit waren sie keine Buchenwalder Außenlager mehr. Im Januar 1945 ging die Verwaltung der Außenlager in die Zuständigkeit des Konzentrationslagers Sachsenhausen über. Das Lager in Osterhagen existierte weiter bis zu seiner Räumung Anfang April 1945.

Literatur:
Jens-Christian Wagner, Osterhagen (SS-Baubrigade III), in: Wolfgang Benz u. Barbara Distel (Hg.), Der Ort des Terrors. Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 7, München 2006, S. 323 f.
Firouz Vladi (Hg.), Der Bau der Helmetalbahn. Ein Bericht von der Eisenbahngeschichte, den KZ-Außenlagern der SS-Baubrigaden, Zwangsarbeit im Südharz in den Jahren 1944-45 und den Evakuierungsmärschen im April 1945, Duderstadt 2000, S. 80-92.